2024 12 Pflegende Angehoerige Artikel DE

Neues SBK-Positionspapier Pflegende Angehörige

Der SBK weist in seinem neuen Positionspapier auf verschiedene Aspekte hin, die beim Modell «Anstellung von pflegenden Angehörigen durch Spitex-Organisationen» berücksichtigt werden müssen. Er fordert einen nationalen Rahmen.

Gemäss einem Bundesgerichtsurteil ist es zulässig, dass Familienangehörige zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) Pflegeleistungen erbringen können, wenn sie bei einer Spitex-Organisation angestellt sind. Solche Modelle werden aktuell kontrovers diskutiert, etwa bezüglich der Art der Finanzierung oder der Art der Anbieter.

 

Der SBK begrüsst grundsätzlich, dass der wichtige Beitrag von pflegenden Angehörigen im Versorgungsnetz finanziell entschädigt wird. In seinem neuen Positionspapier fokussiert er auf Fragen Pflegequalität, Sicherheit der Patient:innen, Ethik und Gerechtigkeit. Er fordert einen nationalen Rahmen, in dem die Themen Finanzierung, Patient:innensicherheit, Qualität (nach KVG), Gerechtigkeit, Arbeitsgesetz, Schutz und Entlastung der Angehörigen geregelt werden.
Aktuell ist die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen den einzelnen Anbietern überlassen. Entsprechend gross sind die Unterschiede.


Grundsätzlich hält der SBK aus Gründen der Gerechtigkeit fest, dass staatlich (über das KVG) finanzierte Angehörigenpflege Qualitätsvorgaben erfüllen muss, wie sie in Art. 58 KVG vorgegeben sind. Um sicherzustellen, dass Patient:innen, die daheim von Angehörigen gepflegt werden, dieselbe Qualität erhalten wie solche, die von dipl. Pflegefachpersonen und ihren Teams gepflegt werden, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein.
Dazu gehören beispielsweise Vorgaben für die regelmässige Begleitung/Betreuung der pflegenden Angehörigen durch diplomierte Pflegefachpersonen (Mindestverhältnis diplomierte Pflegefachperson – Zahl der betreuten Angehörigen, Kompetenzen der Pflegefachperson usw.) 

Zudem verdienen auch die Rechte und Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen Beachtung. Dazu gehört etwa des Zugang zu Entlastungsangeboten oder arbeitsrechtliche Fragen (Sozialleistungen, Ferien, Vertretung bei Krankheit). 
Ebenfalls geklärt werden muss der Umgang mit pflegenden Angehörigen, wenn sie qualitativ ungenügend arbeiten oder wenn die Sicherheit der gepflegten Person gefährdet ist. 

Das Positionspapier behandelt schliesslich zentrale ethische Aspekte auf der Grundlage des Ethik-Codex des International Council of Nurses (ICN), gesellschaftliche Fragen (Stellenwert der Care-Arbeit) sowie wirtschaftliche Überlegungen, etwa wenn Anbieter die Anstellung von pflegenden Angehörigen als «Geschäftsmodell» ausnützen. 

 

Positionspapier pflegende Angehörige